Gnathologischer Arbeitskreis Stuttgart

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Geschichte

Geboren wurde der GAK aus der euphorischen Erfahrung von vier Arbeitskursen „Gnathologie“ bei Gutowski, nach intensiven, fruchtbaren Gesprächen – meist im privatem Milieu, unter Federführung von Günther Stoll- und in entscheidungsfreudiger Hochstimmung in der konstituierenden Sitzung am 16. August 1978 im Hotel „Graf Zeppelin“, aus der Taufe gehoben wurde der GAK in der Gründungsversammlung am 13. Dezember 1978 ebenfalls im Hotel „Graf Zeppelin“ in Stuttgart. Als Gründungsmitglieder stehen G. Stoll, G. Wahl, Eckhart. Fischer, K. Prinz, A. Gutowski, K. Unterstab, R. Scharschmitt und A. Englisch verzeichnet – wenn ich mich recht erinnere, waren etwa 40 Interessenten anwesend.

Die Eintragung ins Vereinsregister wurde am 20. Dezember 1978 beantragt.

Ziel des Arbeitskreises war es, die gültigen Erkenntnisse der Gnathologie zu verbreiten und ihnen innerhalb der Kollegenschaft und auch an den Hochschulen Anerkennung zu verschaffen. Dazu gehörte eine schon auf der konstituierenden Sitzung beschlossene Reise zu den „Vätern“ der Gnathologie in die USA, zu Peter K. Thomas mit Besuch von u.a. Charles E. Stuart, Robert L.Lee, eine Reise, die gleich 1979 stattfand und sehr persönlichen Charakter hatte. Natürlich waren wir beeindruckt von der strikten Durchführung von Aufwachstechnik, Frontzahn/Eckzahnführung, Dreipunktkontakte der Kauflächen usw. und natürlich kam keiner von uns heim, ohne einen volladjustierbaren Artikulator von Stuart zum „fazilen“ Preis von 8500,- Dollar mitzubringen.

Im Laufe der Zeit hat sich unser Selbstverständnis neuen Erkenntnissen angepasst, wir hatten unsere eigenen Einsichten und Erfahrungen, auch Bedenken, mit der exakten Scharnierachsenbestimmung (und führten eine weitreichende Untersuchung durch), mit der behaupteten zahngeführten Unterkieferbewegung, mit der Existenz der Dreipunktabstützung der tragenden Höcker usw. – d.h., wir entfernten uns zunehmend vom mechanistischen Konzept hin zu einer Ganzheitsbetrachtung sowohl in Diagnostik wie Therapie: zu einer Philosophie einer über das stomatognathe System hinausgehenden ganzheitlichen-funktionellen Betrachtungsweise mit dem Ziel einer Optimierung der Zahnheilkunde.

Dies zeigte sich auch im Namen des Arbeitskreises: seit damals trägt er den Zusatz „Wissenschaftliche Gesellschaft für funktionsbezogene Zahn-. Mund- und Kieferheilkunde“.

Zu hauptsächlichen Komplexen unserer Thematik entwickelte sich die Therapie von Kaufunktionsstörungen, auch fokussiert auf das Kiefergelenk, wobei die moderne Funktionslehre, aber auch interdisziplinäre Aspekte Berücksichtigung finden; weiter Schmerzeruierung, -beseitigung, -prävention, Parodontologie, ferner die restaurative Zahnheilkunde, die ohne die Erkenntnisse sowohl der klassischen Gnathologie als auch der Parodontologie nicht denkbar wäre und die das gesamte Spektrum zeitgemässer Zahnheilkunde, wie Implantologie, Esthetic Dentistry, Prophylaxe usw. umfasst.

Dies alles hat sich in den 30 Jahren vollzogen, in mehr als 170 regulären und vielen Sonderveranstaltungen, wobei die Tradition der in dreijährigem Rhythmus durchgeführten Extra-Veranstaltungen im „Hotel Tyrol“ akzelerierte und in den Tagungen im „Maritim“ in Stuttgart, in Elmau, Lindau (als 25-Jahresjubiläum), Konstanz und Esslingen persistierte.

Die Liste der Namen der in unseren Veranstaltungen verpflichteten Referenten beinhaltet praktisch das gesamte Who-is-who, die gesamte Elite der Gnathologie bzw. der Funktionsdiagnostik und der verwandt-benachbarten Wissenschaften. So umfasst sie beispielsweise allein in der Zeit von 1995-2002 Namen von Allais bis Zuhr – insgesamt 105 exzellente Vertreter unserer Fachrichtung.

Unter sieben verschiedenen Vorsitzenden, nämlich: Günther Stoll (Gründungsvorsitzender, 2 Amtsperioden), Bernhard Fuchs (2 Amtsperioden), Harald Bechstein (2 Amtsperioden), Horst Dieterich (1 Amtsperiode), Axel Schröder, Alf-Henry Magnusson und Patric Walter ist die Anzahl der Mitglieder und damit Nutzniesser des GAK-Wissens-Angebots ständig gestiegen: etwa 1980 konnten wir das 100. Mitglied begrüßen, 1990 waren es 500, 1995: 600; inzwischen hat sich die Mitgliederzahl auf über 700 erhöht und dort eingependelt.

Es bestehen drei Ehrenmitgliedschaften (Stoll, Gutowski, Englisch) und zwei Ehrenvorstandschaften: Stoll, Fuchs.

Versammlungsort war von Anfang an bis heute das Hotel „Graf Zeppelin“ in Stuttgart, bei vorübergehender kurzzeitiger Benutzung des „Interconti“ in Stuttgart, und mehrmonatiger Nutzung der Kongresshalle in Böblingen und des „Hauses der Wirtschaft“ in Stuttgart während des Umbaus des „Zeppelin“.

Erwähnenswert ist sicher eine im Vereinsleben wohl einmalige Tatsache, nämlich dass der Mitgliedsbeitrag seit seiner Gründung bis dato praktisch unverändert geblieben ist. Betrug er im Jahr 1978 DM 50,- pro Vierteljahr, so „verbilligte“ er sich nach der Währungsumstellung auf € 25,-.

Zur Steigerung des Corpsgeistes bzw. zur „Pflege des Gemeinsinns“ –wie es so schön im Beamtendeutsch des Finanzamts heißt – veranstaltete der GAK verschiedene mehrtägige Ausflüge, wie z.B. in das Elsass, nach London, Paris, Rom – Ausflüge, die schon lange zurückliegen, den Teilnehmern aber wohl deutlich im Gedächtnis haften geblieben sind.

Und feierten wir das Jubiläum des10-jährigen Bestehens noch sehr konventionell mit großer Abendgarderobe und Tanzorchester in Sindelfingen, so fanden wir uns zum 20-Jährigen nach einer Flugreise in Venedig eher unkonventionell, aber gleichwohl festlich und gutgelaunt zusammen mit unvergesslichen Augenblicken sowohl bei der Fachveranstaltung wie vor allem bei dem Abendausflug übers Meer nach Torcello mit einer unwahrscheinlichen Vollmondatmosphäre, die alle Teilnehmer begeisterte und beinahe zu Romantikern werden ließ.

So, glaube ich, wird auch die Feier zum 30-jährigen Bestehen des GAK zu einem festen Bezugspunkt in unserer Erinnerung werden und der GAK wird als lebendiger Verein sich auch in Zukunft allen wissenschaftlichen Anforderungen und Erkenntnissen stellen und adäquate Formen eines modernen, effizienten Wissenstransfers sich zu eigen machen, er wird sicher seiner Tradition treu bleiben und wie bisher Wissen adoptieren, adaptieren und eine immer bessere Zahnheilkunde vermitteln.

Dr. A. Englisch